Stadtfriedhof / Kirche Heilig Kreuz
Eröffnung: Sonntag, 28. Oktober, 15 Uhr Öffnungszeiten bis 25. November, täglich 8–18 Uhr
und
Performance: Tod wo ist dein Stachel? – Martin-Luther-Platz, Samstag, 10. November, 10–11 Uhr
„Der Tod ist kein Ereignis des Lebens. Den Tod erlebt man nicht“, schrieb Ludwig Witt- genstein. Mit dem Tod verschwindet die Welt, verschwinden Menschen, Identitäten, Bil- der, Geschichten, verschwindet Wissen und Erfahrung, manchmal auch der Schrecken und das Leid, das durch die Lebenden in die Welt gelangt. Wir sehen und hören die Toten nurmehr in unseren Vorstellungen und Erinnerungen. Aber wie ist das mit unserem Leben? Sehen und hören wir dieses jenseits unserer Vorstellungen und Erinnerungen? Oder leben wir darin nicht ebenso wie die Toten?
Wittgenstein fährt fort: „Wenn man unter Ewigkeit nicht unendli- che Zeitdauer, sondern Unzeitlichkeit versteht, dann lebt der ewig, der in der Gegenwart lebt. Unser Leben ist ebenso endlos, wie unser Gesichtsfeld grenzenlos ist.“
Von diesem offenen und grenzenlosen Gesichtsfeld und von der Befreiung unserer Sicht und unseres Sehens handelt die Kunst. Sie wirft gewissermaßen ein opakes Licht sub specie aeternitatis auf die Dinge, die uns für gewöhnlich als endliche Objekte erscheinen.
Unser Alltag ist voll von Dingen und Objekten und voll von Bildern dieser Dinge. In dieser Bilderflut scheint oft selbst die Kunst gefangen. Hier erscheint Kunst in Bildern der Leerstelle. Wenn an den Bildern die Bilder verschwinden, dann wird dort, wo uns die Worte fehlen, eine Leerstelle sichtbar. Es öffnet sich eine Lücke, die den Blick auf das Leben frei gibt. Wir erschöpfen uns nicht mehr im Festhalten toter Bilder, sondern entwickeln die offene Weite des Lebens.
Die Anordnungen und Konstellationen, auf dem Heilig-Kreuz-Friedhof teilt, laden ein, unser Bild vom Tod im Angesicht des Lebens zu betrachten.
Die Performance auf dem Martin-Luther-Platz ist der Abschluss einer Reihe von Gesprächen, zu denen seit März in Ansbach eingeladen wurde. Dieser Austausch entfaltet seine Wirkungen als soziale Plastik: Tod wo ist dein Stachel?
Alle Informationen zu allen Veranstaltungen @ an-spruch.info
Im Rahmen der Ausstellung zum Ansbacher Kunstpreis 2018 sind drei Werke aus der leerstelle zu sehen. Die Ausstellung ist bis 16.11.2018 zu sehen. Besucher sind Eingeladen bis zur Preisverleihung am 31.10.2018 ihre Stimme abzugeben:“
Zweiteilige Zeichnung, Korrekturband und Kohle- und Goldstaub auf Papier. 45 x 70 cm, 2018.
Was ist heute eine Frage des Geldes? Wo lesen wir die Mene Tekel unserer Zeit? Wer deutet uns die Zeichen?
König Belsazar erschien מנא מנא תקל ופרסין als eine undeutbare Botschaft, die erst der Prophet Daniel als göttliches Wortspiel aus Währungseinheiten übersetzen konnte: 2 Mina, Schekel, Halbmina – „Mene mene tekel u-pharsin“. Daniel übersetzt nach den phonetischen Anklängen zum Aramäischen wie folgt: mene mene – Gott hat die Tage Deines Königtums gezählt und gezählt. tekel – Man hat dich auf der Waage gewogen und für zu leicht befunden. peres – Dein Königreich wird zerteilt und Medern und Persern gegeben. Daniels Übersetzung erwies sich als richtig. Der König wurde noch in derselben Nacht getötet und sein Königreich wurde zerteilt.
Öl auf Leinwand, 200 x 200 cm, 2018.
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Die direkte Übersetzung des Bildtextes, fungiert als reale Ankündigung einer performativen Aktion: Wird das Werk mit dem Preisgeld ausgezeichnet, wird der Künstler mit diesem Geld Werke aus der Ausstellung erwerben, um diese im Verlauf der Ausstellung durch Übermalen, Zerschneiden, Collagieren oder andere Veränderungen zerstören und somit in neue Werke transformieren. Tabula rasa. Lebendige Transformation, impliziert immer auch Zerstörung des Status-quo.
Die Ankündigung der im Bild projektierten Performance lässt natürlich offen, ob der Künstler nur das eigene Werk zerstört oder auch Werke anderer Künstler, letztlich sogar ob sie überhaupt durchgeführt wird, denn das Bild ist ja nie die Realität die es behauptet zu sein.
Sichtbar wird die strukturelle Zerstörungskraft des Geldes. Sind nicht alle Werke, die in den Depots des internationalen Kunsthandels und in Tresoren einiger Superreichen lagern, für die Menschheit nicht längst zerstört, weil sie niemand mehr zu Gesicht bekommt?
Thermosublimationsdruck auf Stoff, 110 x 139 cm, 2018.
Was uns da im Namen des königlich bayrischen Kriegsministeriums ins Haus weht, ist das der Frieden? Im Namen welchen Königs wird und wurde uns was verkündet? Der Frieden? Müssen wir nicht Einspruch erheben, und durch Widerspruch und Wider-Worte die Urkunden der bürokratischen Ordnung umschreiben?
Wer hisst heute welche Fahnen? Wer verkündet welche Parolen?
Schon lange sind Künstler im Gespräch darüber, wie und wo Kunst gesellschaftlich in Erscheinung tritt. Ist Kunst nicht mehr als ein Luxusgegenstand für Besserverdienende? Ist sie ein Wohlfühlraum für´s Wochenende oder etwas ganz anderes? Gehört Kunst überhaupt in den Umkreis der Kultur? Ist sie nicht vielmehr ihr Gegensatz, eine Außenstelle der Welt, ein Ort für das Fremde zwischen uns? Für wen sind diese Fragen und die Räume der Kunst tatsächlich zugänglich? Und für wen sollen sie zugänglich sein?
Diese Gespräche dauern an. Hoffentlich.
Durch diese Gespräche und die Entscheidung einiger Künstler entsteht brotundkunst: Künstler schenken Kunst für die Menschen, die sich mit Hilfe der Tafel versorgen. Wer zur Tafel geht, soll dort nicht nur körperlich satt werden, sondern kann auch ein Kunstwerk mitnehmen, wenn er dazu berechtigt ist.
Was berechtigt uns zum Besitz von Kunstwerken?
Mit brotundkunst kehren wir die Besitzverhältnisse um: Berechtigt ist man durch einen Ausweis der Tafel. Berechtigt ist man durch den ökonomischen Mangel in unserer Welt des Überflusses. Das heißt, brotundkunst macht ernst mit der Tatsache, dass man Kunst nicht Kaufen kann!
Die Publikation erscheint als Teil der Ausstellung nur kopiert!
Aus dem Inhalt:
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Kunst nur noch darin besteht, die Betrachter beschäftigt zu halten, während die Erkrankung ihren eigenen Verlauf nimmt. Dabei wäre Nicht-Handeln gar nicht so schlecht; woran schon der Schweizer Psychiater Eugen Bleuler in seinem Werk Das autistisch-undisziplinierte Denken in der Medizin und seine Überwindung gedacht hatte: Oudenotherapie.
Selige Apathie! – Ein Lassen, dem keine Pläne und Ziele bewusst werden, dem selbst der eigene Wille unerschlossen bleibt. Ein Einlassen nur noch, der Kunst und …
24.11.2016 bis 27.05.2017
Im Rahmen der dreiteiligen Ausstellung „Kunst prägt Geld – MUSE MACHT MONETEN“ wird auch die Aktion „void – capital“ von leerstelle.org präsentiert.
Die Ausstellung thematisiert was passiert, wenn die Kunst in den Sog von Geld und Macht gerät. Lässt sie sich korrumpieren oder findet sie einen Weg, ihre Unabhängigkeit zu bewahren?
20.05.2017 bis 21.05.2017 – jeweils 16 – 19 Uhr
Im Rahmen der offenen Ateliertage des BBK finden im Sprachlabor Soziale Praxis offene Gespräche zu Form und Inhalt der Freien Internationalen Universität in Ansbach statt.
Neben Ideen der Künstler, können Sie die Künstler und wir Sie kennenlernen.
Die F.I.U. sucht noch immer Mitarbeiter.