nach strohhalmen greifen – clutching at straws
site specific performance, 2024.
Die Transformationen des künstlerischen Arbeitsraumes und das was überhaupt künstlerische Tätigkeit genannt werden kann, waren Ausgangspunkt der ortsspezifischen Performance.
Auf dem lehmigen Boden in einem kleinen Dorf in Franken wurde in der Nachkriegszeit eine Scheune mit Kuhstall erbaut, die ab 2007 in den permanenten Ausstellungs- und Arbeitsraum der leerstelle umgebaut wurden. 15 Jahre nach der Eröffnungsausstellung wurde das Gebäude verkauft, da es aus Mitteln der künstlerischer Tätigkeit nicht unterhalten werden konnte. 2024 wurde es schließlich abgerissen. Auf dem lehmigen Boden der so entstandenen radikalen Leerstelle am ehemaligen Ort von leerstelle.org fand eine letzte Performance statt.
nach strohhalmen greifen, 2024.
Da bildete Adonaj das Menschenwesen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase Lebensatem. So wurde der Mensch atmendes Leben.
Genesis 2, 7
Die Kreisläufe von Werden und Vergehen, das Bilden und Bauen als Formung des noch Ungeformten und das Zerfallen und Zerstören des Geformten sind wohl selbst: atmendes Leben. Und der Atem ist in seinem Dreiklang aus Einatmen, Ausatmen und Atempause die uns notwendig und meist unbewusst tragende Lebendigkeit, ohne die wir nicht wären. nVom ersten bis zum letzten Atemzug. Zustimmung nennen.
Wenn wir in oder aus Verzweiflung nach Strohhalmen greifen, in gefühlter Gefahr nach dem Rettenden suchen, den Verlust durch Festhalten vermeiden wollen, dann bremsen wir für gewöhnlich das atmende Leben. Wir versuchen das Leben in eine Ordnung zu bringen, die wir erfinden. Wir binden Besen aus diesen Strohalmen. Mit diesen machen wir sauber, räumen auf, kehren die Erde vom Ackerboden zu Haufen.
Wozu? Um zu sehen, woher wir kommen. Um zu fühlen wohin wir gehen werden. Um dort anzukommen, wo wir gerade sind.