Öl und Collage auf Leinwand, 148,5 x 278,5 cm, 2002 - 2007.
Dem Denken wohnt eine Bewegung inne, sich immer vom unmittelbaren Leben loszureißen. Es beschert uns zwar das konstruktive Wissen einer aufgeklärten Selbst- und Naturbeherrschung. Aber beides führt tendenziell zu den bekannten Formen gewaltsamer technischer Naturbeherrschung und der sich selbst verherrlichenden freien Subjektivität. Beides ist eng verknüpft mit der Zerstörung lebendiger Lebensformen und ihre Einordnung und Unterordnung in die erbarmungslos expansiven Wertschöpfungsketten der Konsumindustrie.
Unser Verstand kann seinen eigenen irrationalen Schatten zwar sehen. Aber tragischerweise kann er sich daraus nicht selbst befreien. Denn jeder Versuch einer rationalen Lösung führt zur faktisch-praktischen Zersetzung des seligen Lebens in der Welt. Die wissenschaftliche Vermessung des Lebensraums führt zum Verlust des Menschlichen. Die allumfassende Rationalisierung zerstört sinnloserweise die Unvergleichlichkeit des Lebens. Wir erreichen mit den Mitteln der Rationalität praktisch das Gegenteil ihrer Verheißung.
eine gottheit, welche höchstens imstande sei eine mangelbehaftete staatspolizei zu ersetzen, und
eine wissenschaft, nicht anmaßender als ein wurmwüchsiger anhang zur barbarei, und
eine moral, deren sinnen im letzten extrement des vielleicht beginnenden geistigen lebens erlahmt, und
eine kunst, die über der unaustilgbaren form der unendlichkeit kichernd zusammenbricht, und
eine entscheidung, allen unausweichlichen anweisungen erhobenen hauptes zu folgen.
em , 2006.
Das Leben wird dabei nicht nur als Ding an sich verobjektiviert und der Denkende versubjektiviert, sondern dieses Getrennten wird zudem im relativistischen Medium des Selbstbewusstseins fixiert und als einzige Realität behauptet.
Ursprünglich ist das Leben sub specie absoluti aber nicht intentional in Subjekt und Objekt gespalten, sondern lebt und webt in der einfältigen Einheit absichtsloser und sinnvoller Tätigkeit, die um sich selbst nicht weiß.
eine wissenschaft, nicht anmaßender als ein wurmwüchsiger anhang zur barbarei, und
»Es war ein süß ohnmächtiges Brennen. Ich brannte in der Welt wie ein Scheit Holz in der Flamme, und die Welt brannte von mir. […] Der Baum, den ich sah, nahm nicht an sich, was er brauchte, um Baum zu sein, sondern er schenkte sich und nahm dafür mein Sehen von mir. Alles war wie eine unsagbar bewegliche geistige Flüssigkeit, in der sich nicht der feste Bodensatz von den zarten Wellen getrennt hat. Eine starke Bewegung breitete sich in immer neuen Kreisen aus, aber hatte kein Ziel. Alles war Erregung, aber nichts war fest. Nichts blieb wahr, alles war nur wahrscheinlich. Alles Wissen, das man erworben hatte, verlischt wie tot, man meidet, wie mit einem höheren Sinn begabt, die gewöhnliche Genauigkeit. […] Von mir zu der fernen Geliebten war es nicht weiter als zu dem Grashalm bei meinen Füßen und nicht näher als zu den Sternen in der Nacht. Ich glaube: die Erbsünde fehlte, etwas Böses war überhaupt nicht denkbar. Denn dieses ist die Welt der Liebe, in welcher nur die Dinge sichtbar werden, welche Flammen tragen.« (Karl Corino: Robert Musil. Eine Biographie. Rowohlt, 2003, S.164ff).
und ...
eine entscheidung, allen unausweichlichen anweisungen erhobenen hauptes zu folgen.