Ikonographie der Verwüstung
Text & Landschaft in Konstellation mit Asphalt Lump (1969), 1961 - 2015.
„Aber die Welt, in der wir nicht leben, ist frei von der Existenz von Sinn und Dimensionen. Diese unsichtbare Welt ist ebenso real wie das raumzeitliche Kontinuum, so wie der Tod ebenso sicher ist wie das Leben. Wenn Ikonen als Sinnesobjekte betrachtet werden, sind sie für die Welt tot. Ein Geist, der sich durch die inkarnierte Gnade offenbart, kann nicht von Menschen gemessen werden. (…)
Wie erlöst man den geoffenbarten Gott von dem Schmutz der nuklearen Häresie? In einer mit Objekten und Nicht-Objekten überladenen Welt ist dies nahezu unmöglich. Die Laster der Wirtschaft sind der unverhohlene Feind der Herrlichkeit und zerstören alles, was den Anschein einer anderen Welt verbreitet.
Die Glaskäfige an der Park Avenue, die aus einer von Wucher getriebenen Marktgesellschaft geboren sind, bieten nichts als reinliche Krankheit. Hier sind Leben und Tod dasselbe. Hier ist Kultur bloß krankes Geld. (…)
Die Trostlosigkeit in der Kunst hinterlässt Verwüstung. Vernünftige Weisen, Kunstwerke zu betrachten, verlieren sich in der Verlassenheit des Heiligen Geistes, während der Druck der billigen Religion die schwache Seele in die Ströme der Null- Erlösung lockt. Da alle menschlichen Anstichen nichts als ökonomische Blindheit erzeugt haben, hat Maria Desolata ihre eigene Empfängnis fortgespült. (…)“.
Robert Smithson, 1961.
HIER IST KULTUR BLOSS KRANKES GELD.
Here culture is sick money.
Robert Smithson, 1962.
Text & landscape in constellation with asphalt lump (1969), 1961 - 2015.
„But the world in which we do not live is free from the existence of sense and dimension. This invisible world is just as actual as the space-time continuum, just as death is as sure as life. If icons are seen as sense-objects, they are dead to the world. A spirit that is revealed through incarnate grace cannot be measured by human beings. (…)
How does one redeem the revealed God from the dregs of nuclear heresy? This is next to impossible in an object and non-object ridden world. Economic vices are openly anti-glory and rip down anything that looks other-worldly.
The glass prisons on Park Ave. born out of a usury driven market-society offer nothing but clean-disease. Here Life and Death are the same. Here culture is sick money. (…)
The absence of consolation in art produces desolation. Sensible ways of looking at art works are lost in the abandonment of the Holy Ghost, while the pressures of cheap religion tempt the weak soul into the currents of zero-salvation. Since all human opinions have created nothing but economic blindness, Maria Desolata has drained away her own Conception. (…)
Robert Smithson, 1961.
Lexikalische Anmerkungen
Der Blutacker ist ein antiker Friedhof bei Jerusalem, der von den 30 Silberstücken des Judas Ischariot gekauft wurde und auf dem auch Judas beerdigt sein soll. Dieser hatte das Geld von den Hohepriestern für seinen Verrat an Jesus erhalten, warf es diesen, nach der Verurteilung Jesu, jedoch im Tempel vor die Füße, ehe er sich erhängte. Da diese das blutgetränkte Geld nicht haben wollten, kauften sie den Blut- oder Töpferacker davon, auf dem Fremde beigesetzt wurden. Die Bhagavad Gita ist eine der zentralen Schriften des Hinduismus. Sie hat die Form eines spirituellen Gedichts. Der vermutlich zwischen dem 5. und 2. Jahrhundert v. Ch.entstandene Text ist eine Zusammenführung mehrerer verschiedener Denkschulen des damaligen Indien auf Grundlage der Veden, der Upanishaden, des orthodoxen Brahmanismus, des Yoga u. a. m., steht aber den Upanishaden gedanklich am nächsten. Hindus betrachten die Lehren der Bhagavad-Gita traditionell als Quintessenz der Veden. Beim Studium ergeben sich oft scheinbare Widersprüche: Während einige Stellen anscheinend einen Dualismus lehren – die Zweiheit von Natur und Geist, von Gott und Mensch –, lehren andere die Einheit. Charon heißt in der griechischen Mythologie der düstere greise Fährmann, der die Toten für einen Obolus (Münze) in einem Binsenboot über den Totenfluss Acheron (häufig werden auch die Flüsse Lethe und Styx genannt) bringt, damit sie ins Reich des Herrschers der Unterwelt (Hades) gelangen. Dante Alighieri (*1265; †1321) war ein Dichter und Philosoph italienischer Sprache. Er überwand mit der Göttlichen Komödie das bis dahin dominierende Latein und führte das Italienische zu einer Literatursprache. Dante ist der bekannteste Dichter des Italienischen und gilt als einer der bedeutendsten Dichter des europäischen Mittelalters. Ein Demiurg ist in philosophischen Lehren der Antike, ein Schöpfergott der als Baumeister den sinnlich wahrnehmbaren Kosmos nach einem festen Plan aus vorhandenem Material formt. Vertreter der Gnosis, einer religiösen Strömung der römischen Kaiserzeit, und häretische Christen griffen diese Vorstellung auf und deuteten sie um. Während bei Platon und im Platonismus der Demiurg ein erhabenes Wesen ist, das nur das Bestmögliche will und hervorbringt, erscheint er in der gnostischen Tradition als fragwürdige Gestalt, die eine mangelhafte, von vielfältigen Übeln geprägte Welt erschaffen hat. Langeweile oder Ennui ist das Gefühl, das durch erzwungenes Nichtstun hervorgerufen wird oder bei einer als monoton oder unterfordernd empfundenen Tätigkeit aufkommen kann. Im Gegensatz zur Muße, die dem Menschen willkommen ist, wird Langeweile als erzwungen und unlustvoll empfunden. Im Gegensatz zur Acedia (Trägheit des Herzens) und zum Taedium vitae (Lebensekel, Lebensüberdruss) ist sie jedoch meist vorüber-gehender Natur. In der Philosophie des Existentialismus ist Langeweile ein Grundzustand der menschlichen Existenz. Im dichterischen Werk Charles Baudelaires hat der Begriff Ennui einen zentralen Stellenwert. Er bezeichnet eine Gefühlslage des Großstadtmenschen, in der sich Ekel und Abscheu mit der Entfremdung gegenüber dem Dasein verbinden.
Als Exorzismus wird in den Religionen die Praxis bezeichnet, Dämonen oder Teufel, die in Menschen, Tieren, Orten oder Dingen vermutet werden, „auszutreiben“. Welche Besessenheit jeweils auszutreiben ist, ist abhängig von der jeweiligen Kultur und ihren Interpretationen. Die Etrusker (Eigenbezeichnung Rasenna) waren ein antikes Volk, das im nördlichen Mittelitalien im Raum der heutigen Regionen Toskana, Umbrien und Latium lebte. Grandma Moses (*1860; †1961; eigentlich Anna Mary Robertson Moses) war eine Malerin, Illustratorin und Vertreterin der Naiven Kunst. Mit 75 Jahren, als ihr die tägliche Hausarbeit zu schwer wurde, fing Grandma Moses an Bilder anzufertigen. Zuerst stickte sie Wollbilder und benutzte gewöhnliche Anstreicherfarben. Später verwandte sie Ölfarben und Leinwand. Der Kunstsammler Louis Caldor nahm einige der Bilder, die sie in einem Drogeriemarkt in Hoosick Falls zeigte, mit nach New York. Nach erfolglosen Versuchen, die Kunstwelt für diese Werke zu interessieren, wollte er seine Bemühungen 1939 einstellen. Als er zufällig von einer geplanten Ausstellung („Unbekannte zeitgenössische amerikanische Maler“) desMuseum of Modern Arts erfuhr, nahm er noch einmal einen Anlauf und konnte dort drei Bilder von Grandma Moses zeigen. Häresie ist die Bezeichnung für eine Aussage oder Lehre, die im Widerspruch zu einer vorherrschenden Auffassung, Doktrin oder Ideologie steht und die beansprucht, die Wahrheit richtiger oder besser als andere Lehren zum Ausdruck zu bringen. Als Gegenbegriff zur Orthodoxie (Rechtgläubigkeit) kann eine Lehre oder Lebensform nur relativ zu einer anderen – orthodox beurteilten – als häretisch bezeichnet werden. Als Häresiarch wird in der Literatur und Amtssprache der christlichen Tradition der Anführer einer Sekte bezeichnet bzw. derjenige, der eine häretische Meinung erstmals oder prominent vertreten hat. Eine Harpyie ist ein geflügeltes Mischwesen der griechischen Mythologie. In den früheren Erzählungen der griechischen Mythologie werden sie als schöne Frauen mit gelocktem Haar und Vogelflügeln beschrieben, später sind sie hässliche hellhaarige Dämonen. Die Harpyien wohnen in einer Höhle auf Kreta und müssen auf Geheiß des Zeus Seelen von Toten in den Tartaros tragen oder Leute töten, die seinen Zorn erregen. Als Hermaphrodit oder Zwitter werden in der Biologie doppeltgeschlechtliche Individuen bezeichnet, also Individuen mit männlicher und weiblicher Geschlechtsausprägung, die sowohl männliche als auch weibliche Keimzellen bilden. Als Holocaust wird der Völkermord an ca. 6 Millionen Menschen bezeichnet, die das Deutsche Reich in der Zeit des Nationalsozialismus als Juden definierte. Er zielte auf die vollständige Vernichtung der europäischen Juden und wurde von 1941 bis 1945 systematisch durchgeführt. Die Ikonostase ist eine mit Ikonen geschmückte Wand mit drei Türen, die in orthodoxen Kirchenbauten zwischen dem inneren Kirchenschiff und dem Altarraum (Bema) steht. Als Inkarnation bezeichnet man im religiösen Bereich die Menschwerdung („Fleischwerdung“) einer Gottheit. Das Konzil von Trient, das von der römisch-katholischen Kirche als das 19. ökumenisches Konzil gerechnet wird, fand in drei Sitzungsperioden zwischen 1545 und 1563 in Trient statt.
Hauptanlass war die Notwendigkeit, auf die Forderungen und Lehren der Reformation zu reagieren. Das Life Magazine ist ein Magazin für Fotojournalismus, das Henry Luce 1936 in New York gründete, nachdem er die Namensrechte an dem vorigen LIFE Magazine erworben hatte. Sein Markenzeichen waren damals neuartige großformatige Fotoreportagen über mehrere Seiten. William Langland (*ca. 1330; †1387) war einer der bedeutendsten mittelenglischen Dichter. Über sein Leben ist wenig bekannt. Sein Name kann nur aus dem ihm zugeschriebenen Werk Piers Plowmanabgeleitet werden. Insgesamt müssen aber alle Angaben zum Leben Langlands in den Manuskripten des Piers Plowman mit Vorsicht genossen werden, da es sich bei diesem Werk um eine Traumdeutung handelt und nicht klar zwischen der Figur des Plowman und dem Autor unterschieden werden kann. Maria Desolata (*1826; †1887, bürgerlicher Name Emmanuela Torres Acosta) war eine spanische Ordensgründerin. Sie wird von der römisch-katholischen Kirche als Heilige verehrt. Sie versuchte als Jugendliche den Dominikanerinnen beizutreten, wurde jedoch wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes abgelehnt. 1851 gründete sie in Madrid die Frauenkongregation der Siervas de María, Ministras de los enfermos (Mägde Mariens, Dienerinnen der Kranken). Der Orden erwarb sich 1865 während der Choleraepidemie in Madrid große Verdienste. Maria Magdalena de Pazzi (*1566; †1607) war Nonne im Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen und wurde 1669 von der katholischen Kirche heilig gesprochen. Sie ist die Schutzpatronin von Florenz und Neapel. Ihr unverwester Körper liegt seit 1888 in einem Reliquiar im Karmel Santa Maria Maddalena dei Pazzi in Florenz. Robert Smithson (*1938; †1973) war ein US-amerikanischer Maler und Land-Art–Künstler. Smithson erhielt seine künstlerische Ausbildung an der Art Students League in New York, und ab 1956 an der Brooklyn Museum Art School. Nach seinem Militärdienst reiste er 1957 durch die USA nach Mexiko. 1961 ging er nach Rom, wo er sich für Psychologie, Religion und byzantinische Kunst interessierte. Ab 1964 begann er Werke in und mit der Landschaft zu schaffen. Aus Elementen der Kunstorte (sites) in der Landschaft konstruierte er Objekte (nonsites) in Galerien aus Spiegeln, Scherben, Neonröhren, Asphalt und Steinen. Obwohl Smithson bereits 1959 eine erste Einzelausstellung hatte, wurde das Frühwerk erst ab 1985 ausgestellt und bekannt. Lophophora williamsii ist eine Pflanzenart in der Gattung Lophophora aus der Familie der Kakteengewächse (Cactaceae). Trivialnamen sind „Peyote“, „Peyotl“, „Challote“, „Mescal“ und „Mescal Button“. Lophophora williamsii enthält mehr als 50 Alkaloide. Das wichtigste unter ihnen ist das psychotrope Meskalin, das ähnliche Effekte wie LSD und Psilocybin hervorruft. Das Zyklotron ist ein Kreisbeschleuniger für Elementarteilchen. Ein Magnetfeld bringt die zu beschleunigenden Teilchen in eine spiralähnliche Bahn, auf der die Beschleunigungsstrecken immer wieder durchlaufen werden.