Echter Zinnober und Mischtechnik auf Karton, 40 x 49,6 cm, 2023.
So ein Zinnober! – Es ist nicht ganz klar, warum die rote Modifikation von Quecksilbersulfid umgangssprachlich synonym für „Blödsinn“, „wertloser Kram“ oder „überflüssige Umstände“ gebraucht wird.
Klar ist hingegen, dass das Mineral seit Jahrhunderten zur Herstellung des Zinnoberrots gebraucht wird und unter Anderem am Monte Amiata in Italien abgebaut wurde. So auch die hier verwandten Pigmente.
Das Mineral enthält sehr viel Quecksilber, ist aber als Material, wie Geld, ungiftig, obwohl der darin gebundene Stoffgehalt hoch toxisch ist.
E.T.A Hofmann hat 1819 den kleinen Zaches, in seinem Kunstmärchen, Zinnober genannt. Durch die magischen Kräfte einer Fee, erscheint die häßliche Seele als strahlender Erfolgsmensch im rationalen System der aufgeklärten Materialisten. Er steigt zum wohlhabenden Minister auf und gewinnt das Herz der Fürstentochter.
Auf dem Höhepunkt seines Ruhmes erkennt seine Mutter, die arme Holzsammlerin Liese, ihren Sohn »Klein Zaches«. Als das Volk den wahren Kern der blendenden Oberfläche der ökonomischen Macht durchschaut, brechen Tumult und Revolte los. Zaches findet dabei den Tod in den eigenen Exkrementen, als er sich aus Angst um sein Leben in den gefüllten Nachttopf stürzt.
Bitterer – oder soll man sagen, humorvoller? – kann eine Parabel über den Wert des Geldes und dessen perfide Dialektik zwischen Magie und Rationalität nicht enden.
Indessen war, der Himmel weiß, auf welche Weise, ein dumpfes Gemurmel im Volke entstanden, das kleine lächerliche Ungetüm dort oben sei wirklich Klein Zaches, der den stolzen Namen Zinnober angenommen und sich durch allerlei schändlichen Lug und Trug aufgeschwungen. Immer lauter und lauter erhoben sich die Stimmen. »Hinunter mit der kleinen Bestie – hinunter – klopft dem Klein Zaches die Ministerjacke aus – sperrt ihn in den Käficht – laßt ihn für Geld sehen auf dem Jahrmarkt! – Beklebt ihn mit Goldschaum und beschert ihn den Kindern zum Spielzeug! – Hinauf – hinauf!« – Und damit stürmte das Volk an gegen das Haus.
E. T. A. Hoffmann, Klein Zaches, genannt Zinnober, 1819.
Der Kammerdiener rang verzweiflungsvoll die Hände. »Rebellion – Tumult – Exzellenz – machen Sie auf – retten Sie sich!« – so schrie er; aber keine Antwort, nur ein leises Stöhnen ließ sich vernehmen.
Italian cinnabar and oil on board, 40 x 49,6 cm, 2023.
What a cinnabar! – It is not entirely clear why the red modification of mercury sulphide colloquially is used as a synonym for „nonsense“, „worthless stuff“ or „superfluous circumstances“.
What is clear, however, is that the mineral has been used for centuries to produce vermilion and was mined on Monte Amiata in Italy, among other places. So were the pigments used in this painting.
The mineral contains high amounts of mercury, but as a material, like money, it is non-toxic, although the inherent content of it is highly toxic.
In 1819, E.T.A Hofmann published the fairy tale Little Zaches Called Cinnabar. Through the magical powers of a fairy, the ugly soul of Zaches appears as a radiant man of success, called Cinnabar, in the rational system of the enlightened materialists. He climbs the ladder to become a wealthy minister and wins the heart of the prince’s daughter.
At the height of his fame, his mother, the poor wood gatherer Liese, recognises her son as „Little Zaches“. When the people realise the true essence of the dazzling surface of economic power, tumult and revolt break loose. Zaches finds death in his own excrements when, fearing for his life, he throws himself into the filled chamber pot.
More bitter – or shall we say, more humorous? – a parable about the value of money and its perfidious dialectic between magic and rationality cannot end.
Ah, dear doctor, the rebellion or the revolution, it’s all one thing, whatever you want to call it, was raging and handling itself quite terribly outside in the antechamber. Your Excellency, worried about his dear life, he certainly wanted to flee into the toilet, slipped and –
E. T. A. Hoffmann, Little Zaches Called Cinnabar, 1819.